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Jugendchörli - Leiter: Stephan Streule

Stephan Streule freut sich mit dem Jugendchörli Appenzell: «Gefragt wie noch nie!»

Das Jugendchörli Appenzell unter Leitung von Stephan Streule hat im vergangenen Jahr in der Volksmusikszene für Furore gesorgt. Ausgezeichnet mit dem Kleinen Prix Walo, erhält es im kommenden Jahr zusätzliche Aufmerksamkeit. Morgen Sonntag ist es in Oberegg im Rahmen des Neujahrskonzerts zu hören.

Das Engagement des Vereins Konzerte in der Kirche sei vor über einem Jahr besiegelt worden, sagt Stephan Streule. Es sei also nicht auf den Sieg am Schweizerischen Folklorenachwuchs–Wettbewerb und schon gar nicht auf den Kleinen Prix Walo 2011 zurück zu führen, der erst im Dezember vergeben wurde. Die Oberegger, zu denen er als Posaunist in der MGO gute Beziehungen pflegt, seien schon lange auf seine Chorleitertätigkeit aufmerksam geworden. Das Engagement am Neujahrskonzert freue ihn nicht nur deshalb besonders. Er habe auch die einzigartige Atmosphäre dieses Anlasses aus eigener Anschauung schätzen gelernt.

Zu den Beiträgen des Jugendchörlis gibt er sich allerdings zugeknöpft. «Öbes Älpli» von Dölf Mettler werde dabei sein und «I de erschte Hötte» als typisches Ratzliedli. Darüber hinaus sei für Überraschungen gesorgt, die mit Sicherheit auch das Herz ansprechen. Der Zusammenarbeit mit der Formation Tritonus und der Organistin Nicole Cittadin sieht er ebenfalls freudig entgegen: «Wir sind bereit und fit!»

Freude beschwingt
Freude über die Erfolge des vergangenen Jahres sei auch das vorherrschende Gefühl bei den 35 Mitgliedern des Jugendchörli Appenzell, sagt Stephan Streule, der seit Jahren auf die versierte Unterstützung des Top–Akkordeonisten Dani Bösch zählen kann. Gemeinsam haben sie das Chörli dorthin geführt, wo es gegenwärtig steht: Auf grossen Bühnen, demnächst auch am Radio und im Fernsehen – zum Beispiel anlässlich des Grossen Prix Walo im kommenden Mai. Als hohe Ehre bezeichnet er auch die Einladung zum Bremgartenkonzert, wo nur beste Chöre mitmachen können. Auch das Berner kantonale Jodlerfest ist bereits gesetzt.

Hochmotiviert und zuverlässig
Zurzeit besteht das Chörli zu zwei Dritteln aus Mädchen, und bei den Buben stehen einige im Stimmbruch. Damit sie in dieser spannenden Phase nicht aussteigen müssen, hat Streule kurzerhand eine dritte Stimme eingeführt. Die ausnotierte Basslinie, aber auch das «Graadhäbe» werde allgemein als Bereicherung empfunden. «Die Buben haben das schnell kapiert, denn die meisten bringen Vorkenntnisse von zuhause mit», stellt der Chorleiter erfreut fest. Die Eltern seien in allen Dingen eine unverzichtbare Stütze, lobt Streule: «Sie zeigen sich tolerant, wenn anstehende Auftritte die Familienagenda durcheinander bringen, unterstützen uns in organisatorischen Belangen und sichern auf eigene Kosten den Auftritt ihrer Sprösslinge in Tracht.» Die Miete sei kostspielig und könne nicht aus der Chorkasse bestritten werden, sagt er. Etliche Kinder könnten auf Familienbesitz zugreifen und man organisiere sich innerhalb der Verwandtschaft.

Die Tracht verbindet
Keinesfalls werde die Tracht nur um des Auges willen getragen bei sämtlichen Auftritten, betont Stephan Streule. Sie verleihe den Sängerinnen und Sängern ein hohes Mass an Sicherheit und stärke das Gemeinschaftsgefühl. «In der Tracht steht man einfach ganz anders da», sagt er, der nie im Anzug dirigiert, weil er sich als Teil dieser eingeschworenen Truppe fühlt, eher in der Rolle des Supporters denn als Chef. «Den brauchen sie auch gar nicht», sinniert er vor sich hin, denn es sei schon mehrfach vorgekommen, dass die Kinder am Rande eines Anlasses spontan Aufstellung nahmen und ein Lied oder ein Rugguusseli anstimmten – ganz nach Appenzeller Tradition und ohne sein Zutun. Dass dies möglich ist, braucht es aber doch eine sorgfältige Hinführung, die in wöchentlichen Proben zu einer knappen Stunde geschieht. «Da wird hart gearbeitet – ich schenke ihnen nichts, wobei aber Spass und viel Abwechslung nicht fehlen dürfen», bekennt er. Das muss auch sein, denn er hat Buben und Mädchen ab der 2. Klasse in seinem Chor, die aus verschiedenen Schulgemeinden des inneren Landesteils zusammen kommen. Die Fluktuation ist gross, entwachsen sie doch schnell den Kinderschuhen, und mit dem Übertritt in die Oberstufe gehen fast jedes Jahr etliche wichtige Stützen verloren. Im Moment brauche er sich deswegen aber keine allzu grossen Sorgen zu machen. Alle reiten auf der aktuellen Erfolgswelle und machen fleissig mit. «Fott wends!», lacht Streule. 

Wenn er auf Reisen geht, kann er in Sachen Betreuung auf seine Ehefrau Claudia und die Chörli–Eltern zählen. Vorab die Auftritte ausserhalb könnten aber ohne Sponsoren nicht finanziert werden, räumt er ein. «Wir müssen mit dem Car reisen, für Fahrten mit Privatautos sind wir definitiv zu viele.»

Ein nachhaltiges Projekt
Auch über die Geschichte des Jugendchörlis weiss Stephan Streule gut Bescheid, ist er doch ein tragender Teil davon. Schon Primarlehrer Josef Dörig setzte einst den Grundstein. Das Projekt wurde im Rahmen der Zemusita von Hanspeter Masina und weiteren Lehrkräften fortgeführt. Die Stiftung Zemusita unter dem Präsidium von Dr. Kurt Ebneter sorgte in der Folge für finanzielle Sicherheit. Schliesslich übernahm die Musikschule Appenzell das Patronat. Stephan Streule steht dem Chor seit 1988 als Leiter vor. Er habe Durststrecken durchlebt und da und dort auch einen «Lehrbletz» gezogen, bekennt er selbstkritisch. Mit zunehmender Erfahrung habe er aber gelernt, worauf es ankommt und wie die Grunderfordernisse an den Liedvortrag – Reinheit, Dynamik und Verständlichkeit des Textes – zu decken sind. Die Teilnahme an Wettbewerben und Gesangsfesten sei denn auch ein Akt der Selbstfindung und Bestätigung zugleich. Die Standortbestimmung bringe alle Beteiligten weiter, und nichts sporne mehr an als der Erfolg. Nach 2002 und 2005 stand das Jugendchörli Appenzell dieses Jahr zum dritten Mal auf dem Siegertreppchen des Schweizerischen Folklorenachwuchs–Wettbewerbs. Die Teilnahme am Kleinen Prix Walo 2011 erfolgte auf Anregung von Monika Kälin, seit 1998 Präsidentin des Vereins Show–Szene Schweiz/Prix Walo, die der Formation von Anfang an eine reelle Chance einräumte – offensichtlich zu Recht.

DAV, 31.12.2011

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