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Hackbrett Boom

Das Hackbrett erlebt neuen Boom – Faszinierender Exot mit Sogwirkung

Das Hackbrett boomt: Das trapezförmige Instrument, dessen Saiten mit kleinen Holzschlägeln (Ruten) angeschlagen werden, übt einen unwiderstehlichen Sog aus. Die Musikschulen werden überrannt. Der Mangel an Lehrkräften für Hackbrett ist eklatant.

Der Marsch heisst «Öl am Huet»; komponiert hat ihn der frühere Ausserrhoder SVP–Nationalrat Jakob Freund: «Gut rhythmisch anfangen», rät Hackbrettlehrer Albert Graf, der Leiter der Musikschule Appenzell – und schon perlen die ersten Töne: Dominik Brülisauer aus Haslen lernt seit einem Jahr Hackbrett.

«Pausen einhalten», bremst Albert Graf das rassige Spiel des Neunjährigen; er pfeift und singt vor. «Beim Marsch wird es rhythmisch schwieriger», erklärt er, greift zu den Ruten und spielt. «Das ist eine chromatische Tonleiter. Auf dem Klavier sind das die weissen und schwarzen Tasten.» 

Nun zeigt Dominik sein Theorieheft mit den Aufgaben, die er seit letzter Woche gelöst hat. «Ich starte immer technisch mit meinen Schülern – erst dann folgt die Harmonielehre, weil den Kindern sonst bald einmal die Motivation fehlt», sagt Albert Graf. Jetzt werden noch Weihnachtslieder ausgewählt, Graf pfeift die Melodien vor, Dominik wählt und verwirft. Traditionelle Weihnachtslieder mag er am liebsten. 

Dominik übt täglich zwei Mal zehn Minuten. «Das ist Pflicht», sagt sein Lehrer. Noch stimmt die Mutter das Hackbrett. Christine Brülisauer ist Mitglied des Schulrats Haslen und Delegierte in der Musikschule Appenzell. Ein Hackbrett ist ein diffiziles Instrument: «Die Luftfeuchtigkeit muss stimmen; sie darf nicht unter 30 Prozent sinken und die Sonne darf nicht direkt aufs Hackbrett scheinen», sagt Graf. Das wunderbar transparent klingende Instrument zieht Kinder und Jugendliche magisch an. 45 Schüler unterrichtet Albert Graf gegenwärtig. Die Basis wird immer mit Volksmusik gelegt. Später, mit zunehmender Virtuosität, ist alles möglich – von mexikanischen Klängen bis Rock’n’Roll. Die Streichmusik Alder sei sicher ein Vorreiter des Hackbrett–Booms gewesen. Die Popularität des Romanshorner Hackbrettspielers Nicolas Senn habe den Effekt noch verstärkt, sagt Graf. Hackbrettspieler sind sich einig: Hauptgrund für die Anziehungskraft des Instruments ist die Möglichkeit, weit über die Volksmusik hinaus alle erdenklichen Stilrichtungen zu spielen.

DAV, 6.01.2011

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