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18 Hände auf 264 Tasten

Barbara Eder, Klavierlehrerin an der Musikschule Appenzell, hatte eine raffinierte Idee: 60 Jugendliche präsentierten am Samstag im Theatersaal des Appenzeller Gymnasiums ihr Können am «Tastenfestival».

Das Konzert war nicht nur für die zahlreichen Zuhörenden – im Saal des Gymnasiums St.Antonius sassen etwa 300 Personen – attraktiv, es bot auch den Interpreten eine tolle Plattform. Am Beispiel von «Blue Monkeys» von Thelonius Monk (ein Jazz–Ohrwurm) zeigte sich wie raffiniert die Besetzungen waren: Zwei kleinere Buben sassen auf der Bühne am Steinway–Flügel und spielten die Basslinien, ein Teenager intonierte am ersten Klavier im Parkett die Hauptmelodie, während am dritten Piano ein weiterer Bursche den Rhythmus spielte und der junge Klavierlehrer dazu improvisierte.

Aussergewöhnliche Idee
Die Idee ist bestechend: Anfänger spielen zusammen mit Könnern und das Resultat lässt sich hören. Das ist nicht so einfach wie es scheinen mag. Das Zusammenspiel bedingt Zuhören, Achtsamkeit, im selben Tempo spielen, im selben Groove schwingen – eine Herausforderung, besonders wenn der Konzertflügel auf der Bühne und die Pianini auf dem Saalboden stehen. Die Jugendlichen haben sie gut gemeistert. Etwas leichter hatten es wohl das Duo Klavier mit Violine, oder die Pianistin, die eine junge talentierte Sängerin begleitete. Das Programm des Tastenfestivals war vielfältig zusammengesetzt aus einfachen und anspruchsvolleren Kompositionen aus der Klassik – etwa von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart –, gehörfälligen Pop–Melodien, Filmmusik und Jazzklassikern, sowie einem von vier Mädchen gespielten Quodlibet traditioneller Appenzeller Melodien, das mit Hackbrettklängen verziert wurde. Klavierlehrerin Barbara Eder, Organisatorin des Tastenfestivals, hat es wie auch andere Stücke extra für mehrere Hände arrangiert. 

Beeindruckende Interpretationen 
Sicher, manchmal gab es kleine Aussetzer in den Darbietungen, hie und da einen schrägen Ton. Doch die Musikschüler und –schülerinnen umschifften die Klippen jeweils geschickt. Auch das will gelernt sein. Sie haben alle Anerkennung verdient für ihre Leistungen. Höhepunkte waren die «Ode an die Freude» von Ludwig van Beethoven, bei der jeweils drei Kinder an den drei Klavieren (18 Hände auf 264 Tasten) sassen, sowie drei Violinen und zwei Celli, ein Cornet, eine Trompete und eine Trommel gespielt wurden und auch das 14–händig intonierte, von zwei Celli begleitete «Ostinato» von Daniel Hellbach. Die beeindruckendste Leistung zeigte Moritz Fässler mit seiner ausgewogenen Interpretation von Segej Rachmaninows Prélude in cis–moll. Seine Darbietung liess erahnen, was aus Anfängern werden kann. Sein effektvolles Spiel mag den «Kleinen» hoffentlich Ansporn sein für viele weitere Musik– und Übungsstunden. Das aufmerksame Publikum belohnte die Interpreten mit viel Applaus und einer grosszügigen Kollekte, die den Jugendlichen zugute kommen soll, wie Martin Inauen von der Musikschule Appenzell sagte.

DAV vom 27. Januar 2015

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